Bei SUPERPHOEN kamen Persönlichkeiten zusammen, wie sie unterschiedlicher wohl kaum auftreten. Vom väterlichen Musikprofessor, seiner, um allgemeine Musikalität – speziell aber dem Funk – aufrichtig bemühten Muse und Lebenspartnerin bis hin zum jugendlichen Jazz-Wunder-Bassisten. Aber gerade deshalb wurde die Band zum kreativen Schmelztiegel für ausschließlich eigenes wie ebenso eigenwilliges Repertoire.

Bandgründer und Keyboarder Volker Schütz sprach mich im Jahre 1979 in einer Konzertpause von „Madison League“ im damaligen Lüneburger Szene-Lokal „Kaleidoskop“ (derzeit noch das „Café Klatsch“) an. Wie er mir äußerst charmant schmeichelte, war ihm angeblich zu Ohren gekommen, dass ich ein Super (;-)) Drummer sei und er mich gerne in (s)einer neuen Band haben würde – und ob ich nicht auch noch einen ebenso begabten Gitarristen kennen würde? So brachte ich Willy (Giltmann) mit ins „Spiel“. Bereits zwei Wochen später trafen wir uns in seiner – heute würde man „Loft“-Wohnung dazu sagen – riesigen 250 m² WG-Etage im 3. Stock des Viskulenhofes und probten vom ersten Ton an ausschließlich eigene Titel. In Lüneburg wurde SUPERPHOEN rasch die Band, welche mühelos die Clubs füllte und Frauen wie Männer zum Tanzen animierte.

Pete York reiste angeblich extra wegen uns (ich persönlich glaube allerdings eher wegen unseres attraktiven weiblichen Fans Angie) zum Konzert ins „Leinedomizil“ nach Hannover. Immerhin konnte der Ausnahmedrummer (Spencer Davis Group, Hardin & York, Doldingers Passport, Helge Schneider u.a.) bei dieser Gelegenheit einer Glanz-Ansprache unseres Sängers Willy Gaida beiwohnen. Wie die Band auf der Bühne bei dessen Ankündigung des Songs „The Virgin“ irritiert zur Kenntnis nehmen musste, ging unser Frontmann offenbar davon aus, es handele sich bei unserem erotisch-romantischen Song um ein Lied über den „Virginian“, einer Hauptfigur aus der 60er Jahre Western-Serie „Die Leute von der Shilo-Ranch“

Bei dieser Gelegenheit fällt mir noch eine kleine Anekdote ein: Angesichts häufiger Missverständnisse zwischen unserem Frontmann und Techniker „Mufftie” stellte letzterer häufig resigniert fest: „10 Jahre Psychiatrie (Anm.: unser Sänger arbeitete als Pfleger in einem psychiatrischen Krankenhaus) haben ihn fertiggemacht.“ ;-).

Wir waren eine selbstbewusste, agile wie kreative Truppe von Individualisten und wohl liebenswerter Exzentriker. Dabei arbeiteten wir außerordentlich diszipliniert wie effektiv. Wenn wir bei Volker um 18.00 Uhr zur Probe – oder später im Studio in Oldenstadt – verabredet waren, dann waren wir alle auch meist schon vor der Zeit versammelt. Ohne erst noch große Reden zu schwingen o.ä. begannen wir mit unseren Arbeiten an eigenen Titeln. Kein Bier, keine Zigaretten während der Proben. Das gab es gern‘ wie nahezu regelmäßig ab ca. 22.00 Uhr, dem „Feierabend“ bei SUPERPHOEN. Dann zogen wir gemeinsam vom Viskulenhof zum nur ca. 100 m benachbarten Stintmarkt. Dem sozialen (Bier-) Treff in der Lüneburger Hafengegend, wo sich im Sommer regelmäßig Menschentrauben zum allgemeinen Stelldichein versammelten. Besorgten uns unsere Biere und redeten mit Freunden, Leuten wie bald auch unseren „Fans“. Wenn es draußen zu kalt oder nass war tranken wir vorzugsweise in unserer Stint-Stammkneipe „Rumpelkammer“ bei Barbara.

Aufgrund unserer starken Live-Präsenz verfügten wir doch rasch über einen recht beachtlichen Fankreis. Einer verfiel gar dem Wahn, ich sei Steve Perry (Anm.: ehemaliger Sänger von „Journey“) – wohl aufgrund einer ähnlichen Haarpracht. Er ließ sich partout nicht von seiner Einbildung abbringen und bestand darauf, Roadie bei uns zu werden. Bald erkannten wir dabei die doch außerordentlich praktischen Auswirkungen einer blande verlaufenden Psychose für eine Band… ;-).

Wir arbeiteten auch noch an einer LP, welche ich 40 Jahre später zum Jubiläum der Band wie zur posthumen Ehrung unseres Gründers und langjährigen Keyboarders Volker herausbringen wollte. Doch dazu später mehr. 1982 spielten wir dafür bereits viele potentielle „Hits“ in unserem Studio in Uelzen-Oldenstadt bei unserem festen Techniker „Kumpel“ ein. Mit Arrangements, so wie wir unsere Songs auch „live“ auf der Bühne dem Publikum präsentiert hatten. Der erhofften Veröffentlichung wirkte entgegen, dass die meisten Bandmitglieder auch noch bei DONNA ISETTA spielten. Das Pech für SUPERPHOEN resultierte also aus dem zweifelhaften Glück, mit jener Post-NDW-Truppe einen „Welle“-Wettbewerb und somit Schallplattenvertrag gewonnen zu haben. So kam seinerzeit doch nur einer meiner Titel („No Distant Love“) in einem Schul-Hörbuch unseres ersten Keyboarders wie „Bandvaters“ Volker heraus – welcher dann später auch Professor für (populäre) Musik an der PH in Lüneburg war.

Besonders beliebt war SUPERPHOEN im Lüneburger „Strawberry“ Pub wie auch im „TOP TEN CLUB“ auf der Hamburger Reeperbahn. Peter, einer der beiden Chefs meinte, dass wir eine ähnliche Energie wie seinerzeit die „Beatles“ dort auf der Bühne versprühten. So wurden wir gefragt, ob wir hier nicht auch „Hausband“ werden wollten. Dies war allerdings schwerlich praktikabel aufgrund meines parallelen Engagements bei der „Beatles Beat Band“, mit welcher ich im Jahr ca. 50 Auftritte zu guten Gagen sicher hatte. Überhaupt schienen wir irgendwie den weltberühmten Musikern aus Liverpool auf deren alten Hamburger Pfaden zu folgen. Bei einem unserer letzten Auftritte im Hamburger „Star-Club“ am Großneumarkt – mit welchem Horst Fascher (Anm.: Mitbegründer des Ur-Starclubs auf der

Großen Freiheit) 1979 noch einmal einen Neuanfang seiner legendären Spielstätte versuchte, welche dann 1983 durch ein Feuer endgültig vernichtet wurde – erschien nur ein einsamer Fan. Als wir diesen fragten, ob er nicht lieber seinen Eintritt zurück­erstattet haben wollte, da das geplante Gastspiel mangels Resonanz ausfiele, bestand dieser jedoch geradezu flehentlich darauf, dass unsere Band doch bitte unbedingt spielen möge. Der beharrliche SUPER-Fan war angeblich extra 100 Kilometer nach Hamburg zu unserem Auftritt angereist, nur um uns zu sehen und zu hören. So machten wir einen Übungsabend unter Livebedingungen daraus…

Die Ironie des Schicksals bestand am Ende leider darin, dass sowohl die Clublegende als auch SUPERPHOEN etwa parallel aus der lebendigen Musiklandschaft verschwanden.


Epilog 2022 – die Realsatire

Ich muss mich doch bei Dir bedanken, liebes Menschlein, dass Du mir nach 65 Jahren Lebenszeit – und nur 40 nachdem wir uns das letzte Mal musikalisch etwas näher waren – endlich die Augen geöffnet, auf den Boden der Realität gebracht und aufgezeigt hast, dass unsere Gesellschaft zwar divers, aber schon dolle kaputt, unsere Welt sich auf dem morschen Holzweg befindet und endgültig vor die Hunde zu gehen droht.

Du hast vermeintlich recht, ich könne nicht so gut schreiben oder Dinge korrekt beschreiben. Du bist ja auch der Schulmeister und zensierst gern‘. Damit Du aber nicht gar unnötig viel unserer immer knapper werdenden Lebenszeit für das Verstehen oder gar Verschlimmbessern meiner sinnlosen Texte investieren musst, möchte ich vorzugsweise im Stil der von mir hochverehrten Aphoristikerin Sarah Bosetti antworten. Aber die kennst oder magst Du möglicherweise auch nicht und wirst ebenfalls bei der noch Fehler finden. Vielleicht weil sie – lass mich überlegen – einfach zu wenig „Mann“ ist…?

Ich habe mir gerade einen neuen Mülleimer mit halbautomatischem Deckel gekauft. Da kommen jetzt mein morscher Nasennebenhöhlenpolyp, welcher nach wochenlanger Cortison-Therapie durch den Rachen herausgekommen und von mir knapp vor dem Verschlucken noch ausgespuckt werden konnte, diese verdammten Internetshitstormflachwichser, die heutigen, im Windkanal gestylten Strahlemann- Politikerdubletten, der gesamte imperialistische Kapitalismusmist, die ganzen Finanzoptimierungseunuchen, Klopapier-Spekulanten, welche uns alle zusammen diesen nun seit Jahrzehnten anhaltenden und immer verrückter ausufernden Schlamassel eingebrockt haben – nein, es war nicht alles Putin der Verbrecher – aber dieses große Arschloch muss unbedingt auch mit rein. Du besitzt ja leider nur Dein eigenes kleines, aus welchem Korinthen gekackt werden. Die haben bekanntlich keinen Kern. Also kannst Du diese dann auch nicht zählen. Mist. Dafür gibt es Erbsen. Ob die irgendwann auch so teuer wie Kerry-Gold werden oder gar so rar wie z.B. Klopapier? Aber ich weiß ja echt nix. Was ich aber spüre: Wahrheit, Moral, Leidenschaft, Freundlichkeit & soziales Verhalten ohne jegliche Gegenleistung, Kommerz oder Eigennutz sind zu Ladenhütern geworden und deswegen auch kaum noch erhältlich. Voll wertlose „skills“ wie man‘s heute so nachplappert. Kaum einer kapiert, was damit eigentlich gemeint ist. Die‘s verstehen und noch was machen werden mies entlohnt. Das will dann auch keiner mehr und kann endgültig weg. Oder „ausgescourced“ werden. Kauderwelsch.

Egal. Ich steck‘ auch all das Geschwurbsel von Dir und mir zu all dem anderen Krimskrams und Gemurkse mit rein in meinen neuen Hausentsorger. Die Biotonnen und Wertstoffbehälter werden hier allerdings nur noch 14-tägig geleert. Ergibt beim längeren Deponieren gewiss ein SUPER-Substrat. Gut fermentiert und aufbereitet lässt sich aber so mancher Müll noch verwerten oder an die Gesellschaft irgendwie verhökern. Es finden sich immer irgendwelche Dummbaxe, die so was bei ebay verticken wollen. Wie auch die Flut von fucking „fake news“, die so verbreitet werden – nicht wahr, mein Guter?

Du hast mal gesagt, dass Du Dich angeblich vor Corona vorsehen und schützen würdest und bisher noch nie von der Weltseuche befallen worden seist. Das ist gut. Sich vorsehen. Aber in Wirklichkeit hast Du ja echt Schiss. Vor vielen anderen Sachen kann man sich nämlich leider nicht schützen oder gar impfen lassen. Blöderweise gibt es immer noch nichts gegen Borniertheit und die Ratio – auch nicht von Ratiopharm. Vielleicht kann ja irgendwer noch einmal eine Titerbestimmung vornehmen um zu erforschen, was da wirklich alles so für fiese Bazillen in unseren Venen herumschwimmen? Die fressen sich in uns dumm & dämlich ohne zu bezahlen und richten nur üblen Schaden an – typisch Mietnomaden. Und wenn die uns gar gekillt haben kommen die anderen Maden…

Du magst vielleicht meinen, seist dabei prima aus dem Schneider, anderen – angeblich uneigennützig – den Pelz waschen zu können ohne selber dabei nass zu werden… Ich habe im Internet gesehen, es gibt jetzt auch Sticker und T-Shirts mit dem Aufdruck „Karma fickt alle“. So was besorg ich mir jetzt auch. Hmh… wie ist das bei diesen Sachen eigentlich mit den Urheber- und Leistungsschutzrechten?

Jetzt aber erstmal Schluss mit   l o © s t i c *

Nahezu 350 Kompositionen, Songtextexte, Musikproduktionen sowie Tonträger für rund 100 verschiedene und z.T. international renommierte Künstler nach dem stillen Ende von SUPERPHOEN: etwa so viele habe ich seit dem Ende dieser deutschen Kapelle über 40 Jahre hinweg in verschiedenen Funktionen für verschiedene Tonträger-Unternehmen/Musikverlage verfasst bzw. (mit-)verantwortet.

10 Jahre war ich außerdem Beiratsmitglied der GVL für die Berufsgruppen der Studiomusiker bzw. Orchestermusiker, war Delegierter für die Berufsgruppe der angeschlossenen/außerordentlichen Komponisten in der GEMA und bin Mitglied der VG Wort seit 1993. In all diesen Jahren habe ich ebenfalls viele Artikel für verschiedene Fachzeitschriften, Publikationen wie ebenso eigene Bücher verfasst.

Das Musikgeschäft als Manager hatte ich zunächst bei den Schacht Musik Verlagen (SMV) in Hamburg kennen gelernt. Zu den ersten Autoren/Künstlern, welche ich dort zu betreuen hatte zählten u.a. Michie Reincke („Felix De Luxe“), Doro Pesch („Warlock“), Heinz Rudolf Kunze, Bjoern Ulvaeus + Benny Andersson („“). Von dort wechselte ich in die neu gegründete, erste eigenständige Musikverlagsniederlassung in Deutschland von MCA Music Publishing.

Für die Fa. Pilz Media Group am Hauptsitz Kranzberg b. München habe ich in meiner Funktion als Produktmanager zwischen 1988 – 1989 rund 70 verschiedene Tonträger internationaler Künstler wie z.B. „The Hollies“, „The Tremeloes“, „Dolly Parton“, „Roy Orbison, „Johnny Cash“, „Cream“, „The Supremes“, „The Kinks“, „The Beach Boys“, „The Mamas & Papas“, „Otis Redding“, „Phil Collins“ u.v.a. herausgebracht. Als Leiter der A&R International-Abteilung von Pilz Music in Hamburg zwischen 1989 – 1993 dann ausschließlich Exclusivkünstler für die verschiedenen eigenen Pilz-Label entdeckt wie auch bereits bestens etablierte Interpreten dann z.T. auch (co-)produziert wie z.B. :

Matthias Halfpape („Heinz Strunck“) mit „Dis Noir“, „WEST’N EASTMEN“ (zusammen mit Colin Pearson) mit mehreren Charterfolgen in Skandinavien
„Freddy Quinn“ (Jubiläums-CD zu dessen 60. Geburtstag inkl. TV-Gala für die ARD)
„The Les Humphries Singers“ (letzte CD 1993 inkl. TV-Show Auftritt bei „Wetten dass..?“)
Gala-CD zur Eröffnung des 2. PILZ CD-Presswerkes 1993 in Suhl mit internationalen Künstlern.
Darüber hinaus noch über 50 verschiedenen Exklusiv-Künstler und -Bands im Bereich Rock + intern. Pop + Dance. Von all diesen von mir (mit-)produzierten Tonträgern wurden insgesamt über 1 Mio. Einheiten international verkauft.

1993 gründete ich dann das Musiklabel PINK WORLD RECORDS sowie den Musikverlag PINK WORLD PUBLISHING. Beide Firmen wurden 1995 von meinem Freund und Mitmusiker Gerd Pommerien als alleinigem Inhaber übernommen und sind bis zum heutigen Tage weiterhin aktiv.

Ich kann mich nicht entsinnen, dass sich im Zeitraum meines professionellen Wirkens in der Branche weder ein einziger Künstler direkt noch dessen Management an einem Endprodukt, einem von mir verfassten Booklet/Textes oder einem von mir mit verantworteten Produkt gestoßen hätte. Im Gegenteil. Manche Künstler hatten sich für meine gründlichen Recherchen, Professionalität und der hiermit verbundenen Würdigung deren Arbeit persönlich bei mir bedankt. Ich habe mich dabei an ausgewiesenen Musikliebhabern wie z.B. Richard Weize, dem Autor und Gründer von „Bear Family Records“ orientiert. Tonträgerveröffentlichungen auf diesem Label genießen unter Schallplattensammlern allerbesten Ruf für herausragende (Wieder-)Entdeckungen und sorgfältige Recherchen exklusiver Auflagen exquisiter Tonträger mit z.T. lang „verschollenen“ Aufnahmen. Die Idee, unsere alten Aufnahmen doch noch als LP zu veröffentlichen kam mir während ich einige Beiträge für das Buch meines Freundes und Musikerkollegen Dr. Dirk „Zutty“ Zuther verfasst hatte,

welcher zudem Professor für populäre Musik an der Leuphana Universität in Lüneburg ist. Während ich also über SUPERPHOEN schrieb, hörte ich mir zur „Einstimmung“ in das Thema noch einmal unsere alte MC mit den entsprechenden Studioaufnahmen an.

Nun gab es aber bedauerlicherweise die Originalbänder aus unserem Studio nicht mehr. Wo und wen ich hierzu auch kontaktierte = 0. Meine alte MC war jedoch insgesamt noch „gut“ – trotz 40-jähriger Archivaufbewahrung. Ich spielte diese einem anderen Freund von mir, Jan-Marc Koppers, vor, der an meinem Wohnort ein professionelles Tonstudio (Nordplatte) betreibt. Er fand die Aufnahmen ebenfalls „super“ und konnte diese dann für eine tatsächliche Tonträgerproduktion technisch aufbereiten und noch einmal neu mastern. Hiermit wurde überhaupt erst die Voraussetzung geschaffen, ein solches Projekt realisieren zu können.

Es war (m)ein Herzenswunsch, mich aus der aktiven Musiklandschaft mit einer letzten, persönlichen wie unkommerziellen Schallplattenproduktion zu verabschieden. „rewind“ von SUPERPHOEN bot zudem noch die Gelegenheit, unseren im Jahr 2022 verstorbenen Bandgründer Volker Schütz zu würdigen, wie auch den anderen daran Beteiligten hiermit eine späte Freude bereiten zu können. Dachte ich zumindest.

Die Planung meines Abschiedstonträgers entwickelte jedoch – möchte ich‘s mal gelinde formulieren –superunangenehme Schwingungen. Dass es ausgerechnet bei meinem finalen, unkommerziell gedachten Vorhaben zu ungeahnten Komplikationen wie kleinlichen Ansichten hinsichtlich unmaßgeblichen Kompositionsanteilen, meiner Formulierungen der Hüllentexte wie hierdurch regelrechtem Bürokratismus kommen sollte, hatte ich kaum für möglich gehalten. Als Produzent und alleiniger Finanzier sämtlicher Herstellungskosten unserer über 40 Jahre lang verschmähten Studioaufnahmen durfte man wohl eher mit freudiger Überraschung und allgemeinem Zuspruch bei diesem späten Liebhaber-Projekt hoffen. Dachte ich zumindest.

Voller Enthusiasmus hatte ich mich an die späte Realisierung des Albums gemacht. Mit allen noch lebenden und direkt Beteiligten Kontakt aufgenommen. „Plattenfirma“ wollte ich hierbei nämlich nicht noch einmal spielen. Dafür hatte ich bekanntlich in meinem Arbeitsleben ausreichend Gelegenheit.

Mein diesbezügliches Engagement wurde jedoch leider nicht bei allen so freundlich aufgenommen. Ein ehemaliges Bandmitglied brachte komplizierte prozentuale GEMA-Beteiligungen auf, forderte vertragliche Absicherungen, Genehmigungen hinsichtlich Bilderrechten bzw. die Einwilligung von abgebildeten und lediglich mit (Vor- oder Spitz-)Namen genannter Bandzugehöriger. Wie diese eher bei „großen“ Produktionen vorkommen. Als aber dann schließlich noch meine Befähigung als „Produktmanager“ angezweifelt wurde und man mir somit signalisierte, dass ich das „Klassenziel“, wie man es mir dann auch quasi noch ins „Zeugnis“ schrieb, nicht erreicht hätte schien es mir persönlich gesünder, diese „Geschichte“ besser unvollendet zu belassen. Zumal auch kein anderer der ehemaligen Bandmitglieder dazu bereit war, dieses Projekt zu übernehmen bzw. finalisieren.

So hätte meine nochmalige Rückkehr als „Produzent“ außerhalb der Branche beinahe gleich beim ersten Anlauf ein für mich melancholisches Ende gefunden. „Melancton“ hieß aber bereits meine allererste 1979 selbst produzierte LP. In meiner Laufbahn als Manager und Produzent innerhalb der sprichwörtlichen „Haifischbranche“ waren mir selbstverständlich auch manche Komplikationen bei Produktionen nicht erspart geblieben. An derartiges wollte ich allerdings bei meinem letzten Tonträger nicht unbedingt noch einmal erinnert werden. 1980 hatte ich zusammen mit Willy Giltmann für SUPERPHOEN einen hierzu wohl recht treffenden Rock-Song geschrieben – und bei all dem diesbezüglichen „trouble“ erinnerte mich meine eigene Botschaft an die unbesiegbare Energie des „Rock’n‘ Roll“:

Wer den Rock’n‘ Roll einmal wirklich gelebt hat versteht: die LP pochte auf ihre Veröffentlichung! Es hätte ja eigentlich auch gereicht ein geeignetes Presswerk zu finden, welches innerhalb von nur fünf Monaten – also zeitnah zur ursprünglich geplanten Buchveröffentlichung von „Zutty“ – einen solchen Tonträger termingerecht herstellen konnte. Dies schien anfangs ein echtes Ding der Unmöglichkeit. In einer Zeit, in welcher fast alle „jungen“ Bands wie auch Tonträgerunternehmen die alte Vinylscheibe (wieder-)entdecken und obendrein die Rohstoffkrise mit explodierenden Kosten ein solches Unterfangen unwirtschaftlich, ja mittlerweile insgesamt fast unmöglich machte. Aber selbst diese Hürden konnte ich trotz des ganzen „Hickhacks“ dann gar dreimal (!) überwinden. Mein Freund Willy Giltmann blieb bei der Stange und gestaltete ein SUPER-Cover. Das endgültige Presswerk versprach den Termin einzuhalten. „You can‘t stop the rock’n‘ roll…“ *

…dachte ich zumindest.

Heute wollen alle „raushauen“ – aber kaum einer will mehr Verantwortung übernehmen

Zwischenzeitlich hatte unser übereifriger Seitenakrobat (Anm.: in Bezug auf die schier endlosen Mails) dann aber einen Zeitungsartikel über mich und die späte Veröffentlichung „unserer“ Schallplatte im Internet gelesen – und legte wieder los. Die Lokalpresse hatte nämlich „Wind“ von meinem ungewöhnlichen LP-Projekt in Verbindung mit Zuttys Buch bekommen und darüber – äußerst positiv – berichtet. Ist es oft das sprichwörtliche „Sommerloch“, in welchem nicht selten über so manch beiläufiges geschrieben wird, so ging es hier doch um ein wirklich interessantes, positives kulturelles Zeitdokument, welches aus einer freundlicheren Vergangenheit berichtete. Im Vergleich zu einer Gegenwart, die für uns Menschen wie gleichsam unserer Umwelt insgesamt immer bedrohlicher und unbegreiflicher wird. Zwei Jahre CORONA mit all den damit verbundenen Ängsten und negativen Auswirkungen. Dann explodiert es dazu noch im Jahr 2022: Krieg, Vertreibung, Mord-und-Totschlag, eine Weltkrise wie man sich eine solche – und dann noch ausgehend von einem als zivilisiert geglaubten, aufgeklärten Europa – kaum vorstellen konnte; uns wohl alle hilflos wie ebenso fassungslos macht.

Für einen jedoch anscheinend nicht das drängendste Problem. Verbissenheit, Borniertheit, Fadesse, ein tüchtiger Minderwertigkeitskomplex? Was auch immer Grund für die unnötige Verkomplizierung und Ressentiments war; angesichts einer entgleisten, im Klartext vollends beschissenen Weltlage so einen Zinnober zu veranstalten ist schon echt krass. Noch dazu bei einer unbedeutenden Miniauflage von Vinylplatten mit alter Rockmusik, um die sich in 40 Jahren keine Seele mehr geschert hatte. Als Würdigung eines verstorbenen Freundes. Zur Freude vieler. So what! Man vermag das dann auch kaum noch nachvollziehen was um diesen kleinen Pop-Trabanten für Unsinn veranstaltet wurde.

Hinsichtlich des angeblich so uneigennützig handelnden und sich gerierenden „Pseudo-Robin-Hoods-für-betrogene-Künstler-sowie-deren-notleidende-Hinterbliebene“ könnte man meinen, ich wollte gar unveröffentlichte Titel von Michael Jackson herausbringen…

Dem Ende wohnte dann absolut kein Zauber mehr inne. Denn der selbsterklärte Kämpfer für das Recht am eigenen guten Ton und Fetischist von Urheberrechtsanteilen verstieg sich final bei den anderen Beteiligten in gar groteske Geschichten. Im Abgang auf der Zunge wie im hinteren Rachenbereich mit Anklängen eines unordentlichen „shitstroms“. Über mich wie obendrein dann auch noch der vollends unschuldigen Produktion im Allgemeinen. Vielleicht zu Recht vergessene, unmaßgebliche Titel, an welchen der Spielverderber als Musiker aber selber beteiligt war. Unser Freund mit dem geringsten Anteil an den Kompositionen sorgte so für größte Unruhe und Unbill. Unter den ehemaligen Mitmusikern, Hinterbliebenen unseres verstorbenen Gruppengründers (welcher übrigens zeitlebens kein GEMA-Mitglied war) wie auch lediglich peripher Beteiligter wurde hinsichtlich (m)eines angeblichen unordentlichen Verstoßes gegen Urheber-/Persönlichkeits-/Aufführungsrechte ordentlich „Stimmung“ gemacht. Ich hab‘s selber nicht kapiert, worum es dem Verfechter der Musikerrechte eigentlich wirklich ging?

Jedenfalls ergingen dann – wie mir entsprechend berichtet wurde – angeblich stundenlange Telefonate mit endlos trüben Monologen wie ebenso ellenlange Mails an die anderen, in welchen immer wieder dieselbe „Platte“ abgenudelt wurde um jeden hinsichtlich all dieser § / Rechte „aufzuklären“.

Angesichts der vorgegebenen Kenntnisse seitens unseres „GEMA-Fachmanns“ wäre es dann doch echt hilfreich gewesen, all die negative Energie in konstruktiv Mitarbeit in das Projekt umzuwandeln, anstelle stets nur kluge Ratschläge und moralinsaure Kritik abzusondern. Nur miese Stimmung, so dass schließlich niemand mehr „Bock“ auf alten Rock hatte.

Stattdessen stete hilflose Versuche, alle gegen mich und das von mir initiierte Vorhaben aufzuwiegeln. Dabei wurden schon ziemlich krasse Unwahrheiten und Anzüglichkeiten verbreitet wie z.B. der empörte Vorwurf, ich hätte die ehemaligen Mitglieder der Band angeblich „viel zu spät“ informiert. So naiv war ich ja nun doch nicht. Selbstverständlich hatte ich alle Beteiligten frühzeitig vor Inangriffnahme des Projekts telefonisch wie schriftlich informiert und um deren Zustimmung gebeten. Zugegeben – beim zwischenzeitlich verstorbenen Volker war’s bisserl schwierig – und deswegen leider in der Tat „zu spät“…. So vermochte nicht jeder seiner Begeisterung ungezügelt Ausdruck verleihen aber noch lebende dann doch zumindest so etwas wie positive Überraschung. Ähnlich wie ich entsprechend negativ überrascht über all die (w)irren Untersehbootmanöver gegen mein Vorhaben war.

Absolut schamlos wie menschlich unterirdisch empfand ich nämlich eine seiner letzten Tiraden. Als ein Freund mal wieder eindringlich um Einnahme der (Un-)Rechtsauffassung(en) des Rädelsführers angegangen wurde bat dieser doch um Mäßigung und zu bedenken, dass aufgrund meiner Erkrankungen sowie des sozialen Gedankens ein solcher Stress absurd und doch wohl eher Unterstützung oder zumindest Verständnis angebracht wäre, folgte hierauf:

„…Wenn es ihm gesundheitlich schlecht geht, wäre es wohl gut gewesen, nicht auch noch für unnötige Spannungen zu sorgen, z.B. allein dadaurch, dass wir alle viel zu spät in die Pläne eingeweiht wurden…“

Als der Hr. Möchtegernkommandant sich dann noch in Rundmails an alle mit seinen Vorwürfen und Forderungen gegen mich obendrein als selbsternannter „Gruppensprecher“ erklärte, hielt auch ich es schließlich für überfällig, diese sinnlose wie ins paradoxe abgleitende Kommunikation endgültig abzubrechen. All die anderen aus der „Gruppe“ hatten es bereits getan und resigniert einsehen müssen – dem kann man nicht helfen.

Wer nun meinte, die unmusikalische Geschichte wäre hiermit zu Ende vermochte den Schlussakkord dann kaum fassen: Am 16.11.2022 meldete sich mein Freund „Zutty“. Unser alter, mit sich und überhaupt allem unzufriedener Bassist hatte sich bis zur Chefredaktion seines Buchverlages durchtelefoniert, dem Sponsor des Buches sowie dem (ehemaligen) Chefredakteur der Lüneburger Zeitung (mit welchem ich übrigens zusammen mit Peter Hoffmann in der Band „First Affair“ gespielt hatte). Dort hatte sich unser ehemaliger Bassmann als vermeintlicher Verleger, „Gruppensprecher“ bzw. Vertreter angeblicher Rechteinhaber ausgegeben und in bekannter Manier über meine eigenmächtigen, angeblich unrechtmäßigen, ungenehmigten Titelveröffentlichungen auf der LP schwadroniert. Um es abzukürzen – Zutty informierte mich, dass dessen Buch, welches ja ursprünglich für die Veröffentlichung exakt zur Weihnachtszeit vorgesehen war, nun doch nicht erschiene.

Aber die jahrelange akribische Arbeit und liebevolle Recherche zu all den z.T. legendären Gruppen aus über 30 Jahren Musikgeschichte in der Region um Lüneburg sollte doch nicht vergebens sein und kam schließlich doch noch zu einem glücklicheren Abschluss: Dank Crowdfunding und mit Unterstützung vieler Künstler, die in dem Buch eine Rolle spielen, sollte zumindest dann doch im Frühjahr 2023 erscheinen.


„Das hat damals alle gepackt – Geschichten aus der Lüneburger Popmusik-Szene zwischen 1960 und 2000“


152 Seiten, Softcover
Dirk Zuther
ISBN 978-3-941634-02-2
VK: 17,– EUR

Doch zum Schluss zurück zum eigentlichen „SUPER-Album“

Trotz allem besticht die SUPERPHOEN-Produktion durch interessante wie abwechslungsreiche Rocksongs. Nichts aus der Retorte, sprich dem Computer. Ungeeignet für das Formatradio von heute. Dennoch oder gerade deswegen hörenswerte, kreative Aufnahmen. Songs mit echtem „Human Touch“, welcher nicht von Prozessoren künstlich errechnet werden konnte. Nicht nur ein kleines Zeitdokument aus den lebendigen 80ern – sondern eben auch für noch echt empfindende Menschen, die dem heute nahezu flächendeckend verbreiteten seelenlosen Musikmarketing überdrüssig (geworden) sind.

Alle Titel wurden im Studio gemeinschaftlich in der Band-Besetzung „live“ so eingespielt wie diese ebenfalls dem Publikum auf den Konzerten präsentiert wurden. Eigenkompositionen ohne noch einmal aufbereitete Rhythmen von Pop-Klassikern, wie es derzeit häufig zu hören ist. Keine brachial ins Gehirn eingehämmerten Phrasenschleifen, so wie diese heutzutage regelrecht inflationär in der Streeming-Ära Verbreitung finden. Angesichts oft uniform gewordener und immer schlichterer Werke in unserer immer komplizierter werdenden Welt bietet „rewind“ eine kleine Flucht zurück in die Vergangenheit – als unser Leben einfach, unbeschwert, pur und sicher war. Diese Stimmung verbreitet nicht nur die Musik, sondern derart liebevoll und ehrlich berichtet wohl auch die Story aus „der guten Zeit“ auf der Innenhülle. „rewind“



Aufgrund der SUPER-Resonanz ist die Sonder-Debut-LP „rewind“ aus dem Jahr 2022 leider vergriffen!
Wegen dieses unverschämten späten Erfolges folgt daher:

Doppel-LP mit weiteren alten Hits wie auch neuen Titeln der beliebten Band. In weitest gehender Originalbesetzung! Erstmals am Bass: Billy Cobham! Produziert von Funk Farian

Vorbestellungen: info@thefunkey.de